ambulanter Pflegedienst

Tronstraße 4, Mörfelden-Walldorf 64546

Historie

01.05.1912


Ein Blick in die Ursprünge der Diakoniestation

Anfänge

Die voranschreitende Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts bedingt eine zunehmende Verelendung der Arbeiterbevölkerung. Es gibt kaum Kranken- oder Invaliditätsabsicherung, keine Sicherheit des Arbeitsplatzes und, im Falle seines Verlustes, kein soziales Netzwerk. Als eine Antwort auf diese Situation wird 1888 in Potsdam der erste „Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein“ ins Leben gerufen, dieser kann als Vorläufer der Frauenhilfen gesehen werden.

In Mörfelden gründet sich am 1. Mai 1912 der „Evangelische Frauenverein Mörfelden“ mit dem Ziel, eine Gemeindeschwester zu verpflichten. Der Mitgliedsbeitrag beträgt zunächst 10 Pfennige im Monat.

Schon 1913 kann Maria Oberpriller als erste Gemeindeschwester eingestellt werden, ihr Auftrag umfasst die Kranken- und die Kinderpflege in den Familien. Da ihr Lohn sehr niedrig ist, wird sie durch Lebensmittelspenden aus der Bevölkerung unterstützt.

Zwei Kriege und unruhige Zeiten

1917 stirbt Schwester Maria und die Stelle der Gemeindeschwester kann zunächst nicht wieder besetzt werden.

Anfang der 1920er Jahre formiert sich dann die „Frauenhilfe“ mit 200 Mitgliedern neu und 1925 kommt Anne Dechert, eine Schwester des Darmstädter Alice-Vereins, nach Mörfelden. Die Hauptaufgabe der Frauenhilfe besteht laut ihrer Satzung von 1925 darin, die Schwesternstation zu erhalten und weiter auszubauen, daneben wird v.a. im Winter auch Geselligkeit gepflegt. Mit einem Beitrag von 50 Pfennigen erwirbt jedes Mitglied das Anrecht auf freie Pflege für sich und seine Angehörigen. In besonders schweren Krankheitsfällen, bei Unglücken oder falls kein Arzt zur Verfügung steht bzw. dieser Hilfe benötigt, kann die Schwester gegen einen Obolus auch zur Unterstützung von Nichtmitgliedern herangezogen werden.

In Walldorf gründet sich die „Evangelische Frauenhilfe“ 1914. Am 29.Juli 1923 kann in Kooperation mit dem Elisabethenstift in Darmstadt die erste Gemeindeschwester – Sophie Müller – ihren Dienst aufnehmen.

1927 veranstaltet die Frauenhilfe Mörfelden ihren ersten Weihnachtsmarkt, mit dem der Bau des Kindergartens ermöglicht wird. Hier ist im 1. Stock auch eine Schwesternwohnung vorgesehen.

1936 wird ein Vertrag mit dem Diakonieverein Darmstadt geschlossen und so kommt die erfahrene Schwester Thekla Korndörfer nach Mörfelden, wo sie zunächst für den Kindergarten zuständig ist und bis 1960 in der Gemeinde tätig bleibt. Ihr zur Seite wird Lucie Gröhn gestellt, die 1941 einen eigenen Vertrag in Mörfelden erhält.

Neuanfänge

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschen in Mörfelden und Walldorf, wie überall im Land, bittere Armut. So gewinnen Weihnachtsmärkte und andere Aktionen der Frauenhilfe mehr und mehr an Bedeutung, um die Schwesternstationen zu finanzieren.

Bis 1963 übernehmen Gemeindeschwestern den Krankendienst und arbeiten vormittags in den beiden Kindergärten. Auf ihrem Fahrrad bei Wind und Wetter unterwegs, sind die Diakonissen in den beiden Orten beliebt und bekannt.

Bedingt durch den Mangel an Pflegepersonal müssen danach neue Wege beschritten werden und man geht eine Kooperation mit dem Roten Kreuz ein. So übernehmen in den folgenden Jahren Rot-Kreuz-Schwestern die Krankenversorgung - in Walldorf unter anderem Lydia Nikolaus.

1976 ergreift die damalige Vorsitzende der Mörfelder Frauenhilfe Elli Schulmeyer die Initiative, um – gemeinsam mit der Kommune – die selbst organisierte Alten- und Krankenbetreuung wiederzubeleben und im März 1977 kann Wilma Roßkopf als Altenpflegerin eingestellt werden.

In den Folgejahren werden in Walldorf und Mörfelden Schwesternstationen aufgebaut und Mitarbeiterinnen durch die Frauenhilfen mit finanzieller Unterstützung der Kommunen eingestellt.

Kooperation der beiden Kirchengemeinden

Anfang der 90-er Jahre gründen die beiden Evangelischen Kirchengemeinden in Kooperation mit dem Roten Kreuz die gemeinsame Sozialstation Mörfelden-Walldorf, die ihren Sitz in der Waldstraße in Walldorf findet. 1993 sind hier für Mörfelden 3 Schwestern, für Walldorf 4 Mitarbeiterinnen beschäftigt, ergänzt wird das Pflegeteam durch zwei Zivildienstleistende und Aushilfen.

Die Einführung der Pflegeversicherung als Teil der gesetzlichen Sozialversicherung zum 01.01.1995 und die Aufkündigung der Zusammenarbeit durch das Rote Kreuz machen allerdings bald eine neue rechtliche Form nötig. Die Kommune ist nun verpflichtet, die Versorgung zu sichern und bittet die Kirchengemeinden diese Aufgabe zu übernehmen.

Auf dem Weg ins neue Jahrtausend

Zum 01.01.1997 gründen die beiden Kirchengemeinden den „Evangelischen Zweckverband Diakoniestation Mörfelden-Walldorf“. Mitfinanziert durch Gesamtkirche und Kommune wird die Station von einem gewählten Vorstand geleitet. Dieser besteht aus 6 Personen und wird von beiden Gemeinden paritätisch besetzt mit jeweils einer/einem Pfarrer/in, einem vom KV gewählten Gemeindemitglied und einem Mitglied der Frauenhilfe. Den geschäftsführenden Vorsitz übernehmen die beiden Pfarrpersonen im Vorstand. Ihnen werden ein Verwaltungsleiter und ein Kuratorium zur Seite gestellt. Größte Unterstützer sind außerdem weiterhin die beiden Frauenhilfen. Noch im selben Jahr erfolgt der Umzug in den Kastanienweg 2.

Mitte 2002 beginnt schrittweise die Einführung eines Qualitätsmanagements und eine Neuorganisation der Pflege in der Station.

2006 erfolgt der Umzug in die Tronstraße 5 in das Haus der Flüchtlingshilfe gGmbH.

In den Folgejahren werden die kirchlichen und kommunalen Zuschüsse weitestgehend eingestellt, der Verwaltungsleiter abgezogen und das Kuratorium löst sich auf. Der Vorstand ringt in diesen Jahren um eine geeignete Leitungs- und Rechtsform. Als Ergebnis stellt der Vorstand 2009 gemeinsam mit der Diakoniestation Stockstadt per Honorarvertrag erstmals einen wirtschaftlichen Geschäftsführer ein.

2012 mit Wegfall der Wehrpflicht entfallen die beiden Stellen für Zivildienstleistende.

Ab 2012 erfolgt unter dem zweiten Geschäftsführer eine wirtschaftliche Konsolidierung und ab 2020 wird die Geschäftsführung hauptamtlich in der Station verankert.

Heute übernehmen die Geschäftsführerin gemeinsam mit Pflegedienstleitung und stellvertretender Pflegedienstleitung die tägliche Verantwortung, grundsätzliche und strategische Entscheidungen werden weiterhin durch den Vorstand getroffen, der seit 2013 ehrenamtlich geleitet wird.

Was 1913 in Mörfelden mit einer einzigen durch die Frauenhilfe angestellten Gemeindeschwester begann, ist 110 Jahre später zu einer Einrichtung mit über 40 Mitarbeitenden gewachsen, die engagiert ihren Dienst in Mörfelden und Walldorf tun. Und …. beide Frauenhilfe unterstützen die Arbeit der Station weiterhin tatkräftig.

Mörfelden im Juni 2023 Pfrin A. Schätzler-Weber


 

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